Wer gerne isst, sollte sich im Reading Market Terminal pudelwohl fühlen. Gibt es doch einfach alles. Angefangen beim frischen Fleisch und Fisch für zu Hause bis hin zu Steaks, sandwiches, Kraut & Wurst und natürlich das berühmte Phily Cheese Sandwich ( siehe unten). Dieses mag auf dem Foto als schnöde und langweilig daherkommen, aber das sieht nur so aus. Also quasi der Wolf im Schafspelz der Leckernes. Danach ist man dann allerdings auch so satt, dass nichts anderes mehr reingeht.
… den Claes Oldenburg, hat er doch in zahlreichen Städten überall auf der Welt seine übergroßen und alltäglichen Gegenstände in die Welt gesetzt. Einfach so, zack bumm.
Zwei von ihnen ( oder sogar drei > nicht im Bild, weil zu weit weg) stehen in Philadelphia. Eine Wäscheklammer und ein Pinsel mit einem Farbklecks auf dem Boden. Beide unweit der City Hall.
Claes Oldenburg wurde im Januar 1929 in Stockholm geboren und ist im Juli 2022 in New York gestorben.
So, wir sitzen also in Philly im Pub McGillin’s Olde Ale House an der Market East – und geraten mitten in eine Karaoke-Party hinein. Es ist 22:23 Uhr. Und F hat (gefühlt) mehr mitzugrölen.
Eine Dame will Dancing On My Own von Robyn singen. Das geht anfangs recht gut. Dann wurde sie immer leiser. Ist ja auch ein komplexer Rhythmus.
Moin Zusammen. Heute sind wir in Philadelphia angekommen. Und haben streng genommen bereits alles abgearbeitet. Ja das ging schnell, aber Weiteres dann morgen. Für heute ist Blogfrei.
Seilbahn! In New York? Ja! Kaum einer weiß es, aber es gibt sie. Und zwar verbindet diese Manhattan mit der kleinen Roosevelt Insel. Auf dieser gibt es u. a. eine Pockenklinik, welche mittlerweile allerdings eine denkmalgeschützte Ruine ist und auch die einzige Ruine in New York City. 1856 eröffnet diente sie zur Isolation von infizierten Einwanderer. Obwohl es bereits einen Impfstoff gab, nutzte man das Krankenhaus um die Menschen zu isolieren.
Aber zurück zur Seilbahn. Als Teil des ÖPNV kann man mit dieser für schlappe 2,90 USD den East River überqueren. Man könnte aber auch die Brücke nehmen, die direkt neben der Seilbahn den East River überquert, ist aber langweilig.
Die Seilbahn wurde 1976 von einem Schweizer Unternehmen erbaut und 2010 komplett erneuert ( was ich sehr beruhigend finde).
Wer noch den Film „ Kevin allein zu Haus“ kennt, kennt selbstredend den größten Park von NYC. Ca. 4 Kilometer haben wir ihn von Nord nach Süd durchquert. Ohne Frage finde ich es sehr beeindruckend, dass dieser schier nicht endende Park sich mitten in Manhatten befindet und von Wolkenkratzern umgeben ist und man zudem nichts vom Trubel der Großstadt mitbekommt. Einzig die Jogger haben etwas genervt und Unruhe reingebracht ( es sind einfach Haufenweise Jogger).
Am ende ist es aber, runtergebrochen, ein Park. Also kein Grund nervös zu werden 😉.
Wo fange ich an? Läuft man durch Manhattan bestätigt sich das Vorurteil, dass ganz New York joggt oder Baseball spielt oder Yoga macht oder seine Chakren sortiert. Schließlich muss man ja irgendwie aus der Menge hervorstechen, aber wie soll das gelingen, wenn am ende jeder das Ziel zu haben scheint, sich gegenseitig zu übertrumpfen und dann doch wieder wie alle anderen zu sein.
Man trifft in NYC haufenweise Selbstdarsteller, klar die gibt es in jeder Großstadt, aber hier kommen sie einem x1000 vor. Da wird auf der Brooklyn Bridge eben mal für ein vermeindliches Tic Tic Video wild getanzt, auch wenn dann kein anderer mehr vorbei kommt. Oder es fahren leichtbekleidete Damen auf der Ladefläche eines Cybertruck durch Manhattan. Das alles nur um der wenige Sekunden Aufmerksamkeit?! Wäre mir eindeutig zu stressig.
Heute ist Samstag, da lebt die Stadt natürlich noch einmal so richtig auf. Stürzt man sich dann auf den Time Square, will man so schnell wie möglich wieder weg. Zumindest ging es mir so. Menschenmassen, Musik, hupende Autos und massig verwirrte Wesen.
Aber auch abseits des eigentlichen Trubels, schläft diese Stadt nie. Nachts die Müllabfuhr und Lieferanten, tagsüber verstopfte Straßen, stinkende und laute Gassen, dazu kommt der massenhafte Müll. Diese Stadt existiert am Limit ( zumindest wenn ihr mich fragt). Und wer keine Hupe im Auto hat, braucht erst garnicht losfahren.
Contemporary, wie man hier sagt, oder einfach zeitgenössisch, ist New York City für unsereins wohl untrennbar mit den Al-Qaida-Anschlägen vom 11. September 2001 verbunden. 23 Jahre ist das her und fühlt sich immer noch so an, als wäre es gestern gewesen. Das 9/11 Memorial hat uns beeindruckt.
An den Stellen des ehemaligen Nordturms (WTC 1) und Südturms (WTC 2), der ehemaligen Twin Towers, haben sie zwei reflecting pools gebaut mit Wasserfällen. Beide sind gut 9 Meter tief unterhalb des Straßenniveaus und an den Grundflächen der ehemaligen Türme platziert. An den Rändern sind die Namen der Opfer eingelassen. Drumherum ist ein Park mit Museum und zig Survivor Trees, die an die Tausenden Überlebenden erinnern. Zur Erinnerung: 2.763 Menschen sind bei den Anschlägen nur auf die beiden Türme ums Leben gekommen. Zuerst war um 9.59 Uhr morgen der Südturm eingestürzt, 10.28 Uhr der Nordturm (der zuerst von AA11 getroffen wurde).
Uns hat die Art des Monuments tief beeindruckt. Die Dinge, die kaputtgemacht wurden, die man nicht zurückholen kann, die Lücke, die gerissen wurde, lassen wie sie ist. Die Pools erinnern an die Tiefe, die damals alle verschlungen hat, nicht nur jene in den Türmen. Und sie Pool schaffen Licht, Reflektion, vielleicht auch Reflexion.
Oder wie F sagt: Bei den Immobilienpreisen den Arsch in der Hose zu haben, diese Flächen freizulassen und sie jenen zu widmen, die betroffen waren, betroffen sind und an die wir uns erinnern wollen und sollen …
Aus der Kategorie, was man in den USA stets unterlassen sollte, folgt heute die Park-Episode – viersprachig.
Die ersten drei Sprachen gibt’s oben im Bild, die vierte hier. Erstmal: Welcome. Haha. Du mich auch. Dann: Verbote. Endlich!
Littering: Klar, dass Liter verboten sind, hier wird schließlich mit Galonen gearbeitet.
Smoking: Man darf nur Fracks tragen, auch Frauen in Kleidern sind dran.
Barbecuing: Uns hat die blöde Pampe, die hier auf alles Fleisch gepappt wird, eh nicht geschmeckt; mit Senf ist’s in Ordnung, wäre ja nur grillen.
Open flame: Wer brennend durch den Park rennt, ist eh fertig, wahlweise verrückt.
Consumption of alcohol: Würden wir eh nie tun.
Amplified sound, except by permit: The latter haben wir uns eh selbst ausgestellt, aber was ist, wenn die Kickers die Pokalrunde überstehen, dürfen wir unseren notwendigen Sound dann nicht amplifien?!
Vending, except as allowed … blablabla. Klingt nach: Du darfst alles machen, was ich will.
Demonstrations or events over 20 people, except by permit: Also, permit haben wir, wie gesagt, uns selbst für alles ausgestellt, auch für die Mondfahrt vom Mars nach Wanne-Eickel. Und wer sonst demonstrieren will, muss die Gruppen halt im 20er-Gebinde aufteilen, wie beim Bier. Können wir!
Motor vehicles w/o blabla: Brauchen wir nicht, wir haben Füße.
Obstructing the sitting area: Ist das pervers? Meinen die mit Sitzbereich den Allerwertesten? Den zu obstruieren, fände wohl jeder doof.
Dogs!!! Wir haben einen mit Katze gesehen, angeleint, die hat so brav im Gebüsch nach Mäuschen Ausschau gehalten. Hätten wir den Troopers gesagt, das sei ein Chihuahua, was hätten die dann wohl getan?
Große Stadt, große Subways, große Stations, große Verwirrung. Wir wollen in den Nordwesten Manhattans, zum Fort Tryon Park. Und verwurschteln uns erstmal im Bahndickicht.
Eigentlich ist es ja einfach: Befrag Apple Maps, das sagt dir, die Linie A nach Inwood-207 St. zu nehmen von der Station 42. Straße-Port Authority Bus Terminal.
Wir also am Times Square entlang, sehen eine Subway mit (u.a.) dem blauen A drauf, gehen durch das Tor und dann: denkste. Fußmarsch vom feinsten. Wir sind einfach zwei Straßen zu früh runter, die 6th Avenue, die 8th Av. wäre besser gewesen. Also hoppeln wir fröhlich durch B-Ebene um B-Ebene. Cliffhanger: Wir sitzen im Zug!
Nebenbei: Das New Yorker U-Bahn-Netz ist laut Wikipedia unangefochten das größte der Welt.
Die Antwort ist relativ einfach: Um auf New Jersey, Manhattan und Brooklyn zu schauen. Und ggf. um ein Bier zu trinken. Zugegeben: Letzteres kann man auch anderswo.
Oben im Beitragsbild der phänomenale Blick, den man vom St. Georges Terminal auf State Island hat, wenn man in der Kneipe „River Dock Cafe“ im Fährterminal sitzt. Die Latte ist exakt auf Augenhöhe. Krass. Man muss sich also kleiner oder größer machen, dann kommt das raus:
Oder das (je nach Handyeinstellung):
Auf dem Bild zu sehen sind das St. Georges Terminal auf Staten Island im Vordergrund, hinten links zig andere Häfen. In der Mitte des Bildes sieht man New Jersey, dass kleine „Tal“ rechts daneben ist der Hudson River, dann sieht man die Skyline von Manhattan, das nächste Tal ist der East Rivers, rechts sieht man schließlich Brooklyn.
Und damit man all das verkraftet, hilft dies:
Die Staten Island Ferry ist übrigens Teils des hiesigen ÖPNV und gänzlich kostenfrei. In Manhattan startet sie am Whitehall-Terminal, an der Südspitze der Halbinsel. Sie legt in beide Richtungen alle 30 Minuten ab. Und wenn man Glück hat oder drängelt, ergattern man ein Plätzchen auf der Steuerbord-Seite (Fahrtrichtung Staten Island) bzw. Backbord-Seite (Richtung Manhattan), und kann auf die hässliche Statue gucken, die schon grüne Patina angesetzt hat. Alternativ guckt man sich den Rest an:
Rechts soll man nicht überholen. Aber wie ist das eigentlich in der Luft? Als wir auf dem Hinflug nach New York waren, haben wir eine Maschine der Austrian Airlines überholt (Typ und Flug haben wir leider nicht herausgefunden) – und zwar rechts. Was die Österreicher davon wohl halten?
In Florida soll es verboten sein, nackt zu duschen. Und in Vermont soll es nicht erlaubt sein, Giraffen an Telefonmasten zu befestigen. Das föderale, kommunale US-Recht muss ein Fest sein für alle Rechtsgelehrten. Es folgt die allseits beliebe Auswahl von illustren Verbots- und Warnschildern.
Ja, das „kleine“ Maschinchen war etwas in die Jahre gekommen. Es sieht fast so aus, als sei der Kranich wirklich im Sinkflug. Aber so einfach ist es dann doch eben nicht.
Wir haben einen Unterschied zwischen Lufthansa und Lufthansa erlebt. Wann immer wir über Kurz- und Mittelstrecke geschimpft haben, es war wohl richtig. Und wann immer wir beispielsweise die Erfahrung in der Icelandair Business über den Klee gelobt haben, war wohl auch das richtig. Aber heute haben wir, zumindest an Bord, eine andere Lufthansa erlebt, eine, die wir selten erleben, die mit dem miserablen Boden-, Kurz-, Mittelstreckenprodukt nichts zu tun hat. Zugegeben: Wir fliegen selten LH-Langstrecke.
Was am Boden noch doof war, ward in der Luft fröhlich und toll. Die erst 25 Jahre ale Boeing 747-400 war in der Tat ranzig. Die Lufthansa will sie ja loswerden und durch die Dreamliner 787 ersetzen, sagt F. Da renoviert man wohl keine absehbaren Schlachtrosse mehr.
Der Service an Bord aber war vorbildlich und dufte, wie man es nicht jedes Mal erlebt. Die Flugbegleiter und Innen haben von vor dem Start bis zum Gate am JFK gute Laune verbreitet, das Cockpit im Übrigen auch. Der Service war aufmerksam, aber nicht aufdringlich. Wir hatten nicht das Gefühl, sieben Stunden Langeweile überstehen zu müssen. Die Crew hat uns das mit ihrem fröhlichen Auftreten einfach mal abgenommen. Das Essen (an Bord vor allem eine eine Beschäftigung und Ablenkung) war für 36.000-Fuß-Verhältnisse wirklich vernünftig.
Kurz: Die Lufthansa kann es eigentlich, jedenfalls die Leute, die darin stecken.
Ds Beschäftigung auf der LH400 von FRA nach JFK: Schampus trinken, ein Dreigang-Mittag verzehren aus Vitello Tonnato, einem Wildkräutersalat, dazu eine eigenes Lufthansa-Brot, Short Ribs mit Pampe und danach Käse mit Pörtchen, vor dem Landen noch als Snack ein Gelbe-Bete-Mouse mit Fenchelsalat und danach eine Schokomouse, selbstverständlich immer noch mit Schampus.
Zwei Tage ist es für alle Beobachter und Daheimgebliebenen jetzt her, dass wir uns zuletzt gemeldet hatten. Wir sind tatsächlich in eine Art Urlaubsmodus geraten. Der Fokus verschiebt sich. So sehr, dass D vor dem Urlaub eine wichtige Terminsache im Dienst vergessen hat. H – danke! – hat es Gott sei Dank gerettet. Und die Zeitverschiebung tut ihr Übriges. Also ziehen wir jetzt nach – und beginnen mit dem Wichtigsten, alles andere rutscht dann asynchron hinterher. Das Wichtigste auf diesem Trip: Food! Und ein erster Ausflug führte uns zum Reuben …
Genauer genommen zum legendären Reuben Sandwich des nicht weniger legendären Katz’s Dali in der Lower East Side von Manhattan. Die Wurstbude soll 1888 als Vorgängerbetrieb gegründet worden sein von den Iceland-Brüdern. 1910 soll Willy Katz, jüdischer Einwanderer aus Belarus, mit seinem Cousin das Geschäft übernommen haben. Nach wie vor ist das Geschäft in Familienhand. Neben Wurst, unter anderem Salami der Franks zu Pfundpreisen von 18 Dollars, gibt es seit jeher traditionelle jüdische Gerichte und gepökeltes, geräuchertes Fleisch: Corned-Beef, Pastrami, Brisket – und daraus unter anderem das Reuben-Sandwich.
Wir haben uns, weil es auf dem Plan stand, eines gegönnt. Cliffhanger: Für zwei Personen nur eines zu nehmen, war ein extrem wertvoller Tipp von Fs Kollege B. Selbst ein halbes Sandwich ist eigentlich zu viel. Um uns herum hatten fast alle, wenn sie Sandwiches aßen, je ein ganzes aus zwei Hälften. Und kaum einer schaffte es. Oft landeten die Reste im Müll, die Profis aber lassen sich die zweite Hälfte am Counter einpacken.
Wir hatten also das Reuben-Sandwich mit der Pastrami-Variante und dazu 2×2 Pickles: 2x richtig salzig-saure full sour pickles und 2x frisch eingelegte new pickles, die wie Gurkensalat schmecken und sehr knackig sind. Das Sandwich besteht aus 2 Pfund, also gut einem Kilo Fleisch (klassisch Corned-Beef, wir hatten Pastrami), dazu Sauerkraut und das „Russian Dressing“, das Reuben-Dressing heißt. Dann wird Swiss Cheese (1 lb, also 500 Gramm) im Ofen geschmolzen und das alles kommt zusammen auf zwei dünne Scheiben Roggenweißbrot. Klingt doof, schmeckt super. Und macht bestimmt bekloppt, jedenfalls so, dass man wiederkommen wird.
Einem Nachbarn beim Bestellen war das dortige Brot zu dünn, wie er sagte, deswegen hatte er sein eigenes dabei. Sein „Cutter“ hat gelacht und dennoch das Mitgebrachte benutzt.
Der Ablauf bei Katz’s Deli ist denkbar einfach kompliziert: Weil der Schuppen eh brechend voll ist (wir waren kurz vor 13 Uhr dort), steht man draußen erst einmal in der Schlange. Die wird stoßweite durch einen Pförtner abgearbeitet. Der gibt einem ein grünes Märkchen, das man bei allen Bestellung braucht und partout nicht verlieren sollte, weil man damit am Ende bezahlt. Man kann sich mit Service am Tisch platzieren lassen, oder man macht es so, wie wohl die meisten: self service. Also sucht man sich in den Schlangen der 8 Cutter die aus, die am kürzesten scheint und wartet brav, bis man dran ist. Den Cutter tippt man brav, wenn man dran ist mit der Bestellung. Wir haben 10 USD gegeben, mehr scheinen aber nicht unüblich zu sein. Dann sagt man ihm, was man gerne hätte und schaut dem Schnippeln zu (Getränke gibt es an einer anderen Schlange). Zwischendurch lässt er einen das Fleisch probieren. Hat er alles beisammen, zeichnet er das Märkchen ab, damit die Kasse später weiß, was wir bezahlen müssen.
Und dann beginnt – vor dem Verzehr – die Suche nach freien Plätzen. Kurz gesagt: Viel Spaß dabei.
Nachdem das Tablett so gut es geht geleert ist, die Bäuche voll sind, verlässt man das Deli am Cashier vorbei. Dort braucht’s das grüne Märkchen. Wir hatten wir 2×2 Pickles und ein Reuben rund 34 USD bezahlen, inklusive Tax. Das Sandwich selbst kostet rund 29 Dollars. Auch an der Kasse tipt man natürlich nochmal, was sonst.
F bei Katz’s Delicatessen in der Lower East Side, New York CityKatz’s Delicatessen liegt in der Lower East Side an der Ecke Houston Street, Ludlow Street. Bevor man reinkommt, darf man draußen anstehen. Und innen ist es dann auch prächtig voll. Erst bestellen, dann Platz finden, dann essen, dann zahlen.
F hat heute Morgen gesagt, der Frankfurter Flughafen habe in einem internationalen Vergleich desolat abgeschnitten. Auch um die letzte deutsche Airline steht es schlecht. Keine guten Aussichten.
Mit dem Ranking meint er offenbar das von AirHelp, einer Firma, die sich um die Durchsetzung von Passagierrechten kümmert. Die haben „the best and worst airports in 2024“ ermittelt. Cliffhanger: Der Fraport findet sich auf der vorletzten Seite des Rankings, auf der miserablen Position 222.
Ganz so krass fanden wir das heute Morgen dann doch nicht: Von der Gepäckaufgabe, durch die Sicherheits- und die Passkontrolle zu den Z-Gates haben wir 15 Minuten gebraucht.
Aber ja, man hat hie und da ein wenig den Eindruck, dass sich der Frankfurter Flughafen ein wenig auf seinem alten „Ruhm“ (gab’s den je?) ausruht. Ein wenig in die Jahre gekommen ist er. Gebastelt wird allerorten. Neuere Airports laufen dem Fraport schon seit langem die Ränge ab. Und Größe allein ist bekanntlich keine Qualität.
Lange Zeit galten Fraport und Lufthansa als untrennbar, hat man beim Frankfurt Flughafen die Lufthansa mitgedacht (obwohl die eigentlich aus Hamburg stammt und ihren Hauptsitz in Köln hat). Obwohl es seit geraumer Zeit Abnabelungstendenzen der einen vom anderen gibt, ist der Sinkflug beider sehr ähnlich. Offenbar hat man sich bei der zwölftgrößten Fluggesellschaft der Welt vorgenommen, das schlechteste Flugprodukt etablieren zu wollen.
Und zugegeben: Sie sind auf einem guten Weg dorthin. Zu besichtigen (oder eher nicht) in der Business-Lounge an den Z-Gates. Das Beste darin sind noch die Lämpchen an der Decke. Ansonsten eher dürftig bei Ausstattung und Angebot. Immerhin: Nach etwas suchen findet man zumindest ein Plätzchen zum Verweilen.
Die LH400, mit der wir fliegen wollen, hat jedenfalls schon etwas Verspätung (Stand jetzt 20 Minuten), obwohl sie überpünktlich aus Chicago zurückgekommen ist. Wir werden uns das Innenleben der D-ABVU nachher genauer ansehen. Und wer mag, kann gucken, wo wir sind.
In den Vereinigten Staaten von Amerika, sagt man, seien Straßen gerade und rechtwinklig angeordnet. Das wirft gravierende Frage auf: Waren die Hugenotten und/oder das Haus Ysenburg US-Amerikaner? Oder stammen die US-Amerikaner von einem oder beiden ab?
Wir wissen es nicht, werden es aber herausfinden wollen …
Ísland, heißt es, habe karge Böden. Wir halten das für völlig übertriebene Zuschreibungen. Solche Zungen waren noch nie im Hof bei uns zuhause. Aber ein wenig Staubfegen, das könnten sie schon hin und wieder.
Wir mussten, nein, wir wollten von Rekjavík gen Norden, nach Akureyri. Das fährt sich, wenn F links sitzt, binnen viereinhalb Stunden, eigentlich ein Klacks. Wir aber wollten auf dem Hinweg in die Vogur Country Lodge in Fellsströnd, eine Halbinsel unterhalb der Westfjorde. Die Lodge hat es uns seit dem ersten Mal, 2013, angetan. Seitdem kommen wir jedes Mal wenigstens für eine Nacht her.
Der Gastgeber der Lodge ist so knorke, voll so feiner Ironie, dass man aus dem Schmunzeln, ja Lachen nicht mehr herauskommt, selbst wenn man nur eine Nacht vor Ort ist. Wir wissen nicht, wie er heißt. Und aus Gründen haben wir bis heute kein Foto mit ihm gemacht; das werden wir beim nächsten Mal nachholen.
Jedenfalls wäre ein einfacher Ausflug nur zur Vogur Lodge zu einfach gewesen. Also haben wir, es liegt auf dem Weg, einen Abstecher über die Halbinsel Snæfellsnes eingebaut, insbesondere nach Ólafsvík. Dort waren wir zwar schon mal, aber die Landschaft ist so irritierend, dass es sich neuerlich lohnt.
Und dann natürlich auch die Fahrt von Fellsströnd am folgenden Tag nach Akureyri. Aber seht selbst.
Ísland, heißt es, sei ein Land, das den Bierkonsum hinreichend schätze. Wir halten das für ein Gerücht, aber für ein gut begründetes.
Umso mehr hat uns das oben abgebildete Fundstück aus der Enski barinn gewundert. Das ist der English Pub in der Austurstræti 12, bzw. kann man auch „hinten“ schön in der Sonne sitzen, am Austurvöllur mit Blick aufs Parlament, das Alþingi.
Jedenfalls wurde in diesem Pub doch ernsthaft behauptet, Bier helfe englischen Menschen, Sex zu haben. Wir zweifeln noch an der Glaubwürdigkeit dieser Behauptung.
Ísland, sagt man, das sei ein Land ohne eigenes Militär. Das stimmt wohl. Und dennoch sind sie Gründungsmitglied der NATO. Das dürfte sich auch auf die globalen Beziehungen auswirken.
Man kann es direkt sehen, wenn man durch ein kleines Diplomatenviertel im Westen der Hauptstadt Reykjavík spaziert. Dort residiert(e) neben der französischen Botschaft die Dependance Russlands. Vielleicht kann man die Farbkleckse links im Bild oben erkennen. Offenbar haben kurz nach Putins Invasion in die Ukraine einige Isländer den russischen Diplomaten einmal mitteilen wollen, was sie so davon halten.
Übrigens: In Island haben gerade einmal 14 Länder eigene Botschaften, darunter auch Deutschland. Bürger aus Staaten ohne eigene Vertretung können sich via Amtshilfe auch an andere Botschaften wenden.
Kurzer Schlenker: Die Botschaft Russlands befindet sich an der Túngata direkt gegenüber der Landakotskirkja, einer katholischen Kirche, die 1929 eingeweiht wurde. Etwa vier Prozent der Isländer sollen Katholiken sein, eine erfolgreiche Gegenreformation hat es hier nicht gegeben.
Aber zurück zum Militärischen: Isländer sind ja Norweger. Das sollte man ihnen zwar lieber nicht direkt sagen, aber es spricht sehr viel dafür, dass es um 900 nach Christus Wikinger aus Norwegen waren, die das Land besiedelt haben. Ende der 14. Jahrhunderts, die letzter norwegische Königsdynastie war ausgestorben, übernahm sukzessive das dänische Königshaus das Regiment – zum Ende allerdings wohl mit recht langer Leine; die Hoheit über die Rechtssprechung sollen die Isländer selbst innegehabt haben. 1874 haben die Isländer eine eigene Verfassung erhalten. 1943 lief die Union mit Dänemark aus. Am 17. Juni 1944 – das ist der Nationalfeiertag, deswegen sind diesen Freitag auch sämtliche Vínbúðin geschlossen – wurde am Þingvellir die Republik Island ausgerufen.
Und zu diesem Zeitpunkt hatte Island Militär, allerdings ausländisches. Weil im Zweiten Weltkrieg die Briten vermeiden wollten, dass Nazideutschland Island einnimmt, haben sie Land und Inseln besetzt, ein Jahr später stationierten sich US-Truppen hier.
Als sich 1949 nach dem Zweiten Weltkrieg und mit Beginn des Kalten Krieges die NATO gründete, war Island sofort mit dabei. Für Staaten wie die USA, die bis 2006 Truppen in dem Land stationiert hatten, dürfte das schon geografisch ein Gewinn gewesen sein. Nach Norden – über den Pol – kommt man schnell nach Russland.
Für Island war die NATO der Vorteil, dass sie keine eigenen Streitkräfte unterhalten mussten, würden sie im Falle eines Angriffs doch von der Beistandsklausel in Artikel 5 des NATO-Vertrags profitieren und Schützenhilfe durch die anderen Mitglieder erhalten.
Während der Zeit der US-Anwesenheit gab es die Island Defense Forces (IDF, gleichlautend wie in Israel) unter US-Kommando. Seit dem Abzug der US-Truppen wird die militärische Unterstützung durch Norwegen und Dänemark – das sind sie wieder – gewährleistet. Mit beiden Staaten hat Island auch Verträge für die Überwachung von Luftraum und Hoheitsgewässern.
Tatsächlich gibt es hierzulande eine sogenannte Krisenreaktionseinheit, die Íslenska friðargæslan. Die besteht aber aus Zivilisten und einigen Polizeiangehörigen; ausgebildet werden sie wohl in Norwegen. An der einen oder anderen Friedensmission hat sich diese Einheit auch schon beteiligt, etwa im Rahmen der ISAF in Afghanistan.
Ísland, heißt es, sei ein Land, in dem alle nur „Huh“ machen. Mag sein, wir können‘s weder bestätigen, noch können wir‘s dementieren. Und wer bei der Headline an Gerdi, bzw. Gerti denkt, der ist eh fehl am Platze. Huh, das gibt es trotzdem.
Als wir einige Wochen vor der Reise mit M und N – Erstere ist hinreichend fußballverrückt – beisammensaßen, kam uns kurzzeitig der Gedanke, man könnte doch einmal ein isländisches Fußballspiel anschauen. Dumm nur, dass zum Zeitpunkt unseres Urlaubs die hiesige Premier League, die Besta deild (gerne auch mit Ergänzung „karla“ für Männer) bereits durchgespielt war.
Ein Blick auf den Spielplan auf www.ksi.is war ernüchternd, nicht einmal Testspiele standen im Plan. Wie auch, dafür waren wir viel zu früh hier. Nicht, dass wir etwas von Fußball verstünden, mit dem Sport etwas am Hut hätten oder gar Ground Hoppers wären, aber so ein Spielchen wäre schon einmal ganz nett. Dazumal die isländische Nationalmannschaft, die Karlalandslið Íslands í knattspyrnu 2016 bei der Fußball-EM mit dem vielen noch bekannten „Huh!“ ihrer Anhänger ziemlich für Furore gesorgt hatte.
Uns kam trotzdem nicht in den Sinn, dass die männliche Auswahl des KSI (Knattspyrnusamband Íslands), des isländischen Fußballverbands freilich auch an der Nations League teilnimmt, die wohl eine Mischung aus Testspiel und Qualifikation für die internationalen Wettbewerbe ist.
Aber es gibt ja Menschen wie M, die einen auch aus der Ferne helfen, diese – unerkannten – Wissenslücken zu kompensieren. Wir waren Montag, es war der 6. Juni, just auf der Reykjanes-Halbinsel eine lutheranische Kirche besuchen, die Strandarkirkja. Das Original soll im 12. Jahrhundert erbaut worden sein; dort waren damals Seeleute zum Gottesdienst gegangen.
Die Strandarkirkja; hinter dem Fotografen ist das Meer.
Jedenfalls erreichte uns eben dort via Textnachricht der Hinweis, die isländische Nationalmannschaft spiele doch heute Abend zuhause gegen Albanien. Nee, echt jetzt?! Handy raus: Wegstrecke checken – passt. KSI-Website aufrufen: Keine Chance, lost in translation. Hmm. Eventim? Kein Anschluss unter dieser Nummer. Google: Tickets Iceland Albania. Bringt als Ergebnis Flugverbindungen. Am Ende sind wir durch irgendeinen Suchkniff, den wir vergessen haben, auf www.tix.is gelandet – und konnten in der Tat zwei Tickets buchen, in Block N (Gegengerade), Reihe E, für 5500 Kronen je Person, was fast 40 Euro sind.
Da waren wir dann auch nach 45 Minuten Fußmarsch durch die Stadt – mittendrin in Block N. Hätte uns einer gesagt, dass dort die Ultras sitzen, wären wir vermutlich dennoch hin. Wie gesagt, mit Fußball haben wir nichts am Hut.
Und das Stadion, das Laugardalsvöllur, hat uns ein wenig an manche Spielplätze ab der 3. Liga und abwärts bei uns erinnert. Aber mauschelig war es.
Und F konnte hie und da beim „Huh!“ mitmachen. Das mögen manche vielleicht bekloppt oder sonst wie finden, er fand es aber dufte.
Ísland, heißt es, sei eine Insel gewordene Ansammlung voller Automobile. Da ist etwas dran. Insbesondere bei besonderer Betrachtung der besonderen Mobile.