Gestern war noch alles gut, das Wetter schön, die Landschaft auch: Heute morgen tritt uns aber ein Pferd. Es schüttet wie aus Eimer, die Berge sind weiß. Und wir hängen in dem Kaff fest. Ein Ausflug tut Not.
Denn in Egilsstaðir mit seinen gut 2300 Einwohnern gibt es nicht viel zu sehen. Ergo beschließen wir den Aufbruch, zunächst über die 917 in den Norden durch den Jökulsárhlíð, um nach Vopnafjörður zu gelangen. Die Straße ist wie erwartet gar keine, das Wetter misserabel, der Wind aus Nordnordwest so stark, dass Unterarmmuskeln am Lenkrad gefragt sind.
Wir arbeiten uns weiter nach Norden durch die Ebene Eyja durch. Kurz hinter Ketilsstaðir ist die Fahrt zu Ende. Wir stehen vor einer unüberwindliche Bergpassage mit vereisten und zugeschneiten Serpentinen, gefühlten 15 Prozent Steigung und Böen, die unseren Kinderwagen von der Straße pusten würden. Selbst der Versuch, den Pass mit unseren verkorksten M+S-Reifen zu erklimmen, wäre geradezu waghalsig. Wir drehen um.
Wir fahren zurück, durch das Kaff, aus dem wir vorhin so fröhlich und wagemutig aufgebrochen sind. Wir wagen einen anderen Versuch und wollen in den Westen, nach Seyðisfjörður im gleichnamigen Fjord. Auch hier trennt uns ein Pass vom Reiseglück. Vor dem Beginn der Bergetappe warnt uns eines der einschlägigen Wetterschilder, dass es aus dem Berg null Grad hat und der Wind mit 28 Metern pro Sekunde aus Nordwesten über uns fegen wird.
Wir versuchen es trotzdem. Hinter uns baut sich derweil eine Drohkulisse in Form eines monströsen Räumfahrzeuges auf. Behände kriecht er hinter uns her, als wolle er uns damit ein Zeichen geben. Nach der dritten Kurve schaltet er zum Leidwesen meiner bis dato noch gedrosselten Adrenalinproduktion seine Warnlichter ein. Das Orchester aus gelb-rotem Geblinker signalisiert uns: „Ihr Trottel!“
Noch drei weitere Kurven später sehen wir ein: Das Tal will uns nicht hergeben, nicht heute und, wie wir später noch sehen werden, auch nicht morgen. Wir kehren um. Hunger und Durst machen sich breit.