Walking Wool

So wie es überall auf der Welt Luft zum Atmen gibt, gibt es hier auf Island Regen – und Schafe. Beide sind ubiquitär.

Die wandelnde Wolle beherrscht das Land wie kau ein anderes Tier. Lediglich Pferde machen noch eine große Meute aus. Dann folgen Papageitaucher, weiteres Gevögel und Seehunde. Danach kommen die Rinder, auch Kühe, der Ami sagt „Beef“.

Die Schafquote im Land beträgt 1,6 pro Einwohner, auf der Insel gibt es also knapp eine halbe Million der Islandschafe. Sie sind besonders putzig, hässlich, scheu und nicht groß.

Uns beeindruckt ihre Robustheit: Egal welches Wetter herrscht, ob pralle Sonne bei 10 Grad, ob Regen und Wind, Sturm und Orkane, oder Schnee, Eis, Gefrierpunkt, Tod, Verwesung – die Schafe fressen stolz ihr geliebtes Grün weiter. Ja, die fressen sogar Schnee, womöglich aus Trotz. Erst heute (von diesem Blogpost aus gesehen in vier Tagen) haben wir Schafe gesehen, die sich klammheimlich an die Kartoffeln der Bäuerin gemacht haben.

Ursprünglich sollen Wikinger sie auf die Insel gebracht haben. In den achthundert Jahren seitdem haben sie sich so weit entwickeln, dass sie diesem kargen Land und dem Scheißwetter einen Stinkefinger zeigen würden, wenn sie könnten. Schafe haben aber keine Finger.

An ihrer statt haben die Tier ein Maul, und das benutzen sie so vorzüglich, dass sie den gesamten Waldbestand Islands quasi aufgefressen haben. Damit es nicht zu kurz gegriffen ist: Der Mensch hat Bäume gefällt, um Holz zu gewinnen. Die Natur würde neue Bäume wachsen lassen. Doch dann schuf Gott das Schaf. Das machte sich schnurstracks daran, die kleine zarten Pflänzchen wahlweise zu zertrampeln oder deren Blätter zu verspeisen.

Das ist aber gar nicht das Problem. Problematisch sind die Tiere, weil sie gerne von den Weiden ausbüxen und dann an der Straße weiterfressen. Teilweise sind das ganze Herden. Wenn die Tiere im Straßenrand liegen oder an der Seite stehen, springen sie im Nu auf die Gass. Da zählt nur Vorsicht: Langsam vorbeifahren oder notfalls anhalten, Schaf umschubsen und weiterfahren.

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