Der American Dream muss wohl eine Reise nach Island sein. Denn wie sonst wäre es zu erklären, dass die Insel gefühlt in US-Hand ist.
Wo man hinhört, klingt es amerikanisch. Die Landschaften erinnern wahlweise an Texas, den mittleren Westen oder Washington State. Überall gibt es Steaks und Burger. Die kleinen Restaurants sind typische American Diner, bloß dass der Service fehlt.
Auch Bargeld braucht es nicht: Die Credit Card ist das Maß aller Dinge, Heilsversprechen des ungezügelten Konsums und seiner Freuden, Drohgebärde von Kontoüberziehung, Gerichtsvollzieher, Zwangsversteigerung, Tod, Verwesung, Wiedergeburt und Taufe in einer Freikirche. God safes the Capitalism, Imperialism and all the other ongoing shit that keeps us stupid.
Und so wollte der Herr, dass wir der Familie aus San Francisco begegnen, deren Kutsche so dermaßen mit Gepäck, Koffern, Tüten, Containern, MacBooks und Strickzeug für die Mutter überladen war, das gerade noch Platz für Vater (vorne links), Tochter (vorne rechts, allumfassend aus Cupertino ausgestattet) und Mutter (hinter rechts, neben den Tüten, Containern, Koffern und samt Strickzeug) war.
Doch stimmt das nun, dass dieses putzige kleine Land von Heerscharen nordamerikanischer Touristen übervölkert wird? Nö, ein Blick in die amtliche Tourismusstatistik für das Jahr 2012 beweist das Gegenteil. Danach führen nämlich die Isländer sowohl bei den Arrivals als auch den Übernachtungen ihren eigen Statistik an.
Der Vergleich ist natürlich nicht fair. Entscheidend sind die Foreigners. Und hier staunt der weit gereiste Deutschtourist nicht schlecht: Er ist es nämlich, der das Land überschwemmt. Im vergangenen Jahr waren 294.920 Deutsche im Land zu Besuch – fast so viele, wie Island Einwohner hat. 487.345 Nächte haben unsere Landsleute hier verbracht, wobei nicht ganz deutlich ist, was alles als Overnight Stay zählt.
Erst mit deutlichem Abstand folgen Franzosen, Briten und Amerikaner – letztere an unterschiedlicher Position, je nachdem ob es nach den Arrivals oder den Overnights Stays geht. Irgendwann kommen noch die Niederländer und die europäischen Nordstaaten. Dann ist erstmal lange Zeit Dürre, bis sich das hintere Feld mit zahlreichen anderen Nationalitäten mischt.
Zwei weitere Zahlen sind vielleicht noch interessant, wenn man im Hinterkopf hat, dass Island gerade einmal 321.857 Einwohner zählt (amtliche Statistik zum 1. Januar 2013): Satte 1.631.937 Touristen haben im vergangenen Jahr insgesamt 2.888.951 Nächte hier verbracht. Island ist offenbar doch ein großer Freizeitpark.